Es ist der 11. Dezember 2023 um kurz vor 19:00 Uhr. Die St. Ansgarii Kirche ist mit bestimmt 3000 Menschen gefüllt, die alle gekommen sind, um die wunderbare Musik der Schüler:innen des Kippenberg Gymnasiums zu genießen und sich von den Jugendlichen zwischen 5. und 12. Klasse in weihnachtliche Stimmung bringen zu lassen. Die Aufregung ist genau wie die Vorfreude überall im großen Saal zu spüren, doch mit den ersten Tönen verfliegt das Lampenfieber augenblicklich und ausnahmslos alle sind von den unglaublich gelungenen Leistungen der Schüler:innen begeistert.

So oder so ähnlich lässt sich nahezu jedes Weihnachtskonzert des Kippenberg Gymnasiums beschreiben. Aus dem unermüdlichen Engagement der Schüler:innen und Lehrkräfte entsteht ein Gesamtkunstwerk, welches das beträchtliche Können der Jugendlichen demonstriert und gleichzeitig jeder und jedem die Möglichkeit gibt, unabhängig vom Grad des musikalischen Könnens, sich auszuprobieren, in einem Ensemble mitzuwirken und zu lernen. Das gemeinsame Musizieren schafft eine Gemeinschaft, die auf einer künstlerischen Metaebene Werte wie Toleranz, Respekt und Achtsamkeit vermittelt und zusätzlich den Schüler:innen ermöglicht ihr Können und ihre Kenntnisse praktisch anzuwenden. 

Das jährliche Sommerkonzert bildet zumeist einen musikalischen Gegenpol zum Weihnachtskonzert. Hier ist das thematische Spektrum breiter gefächert und nicht nur auf vorwiegend weihnachtlich-christliche Themen beschränkt. Dadurch kommen nun auch Ensembles, wie z.B. die Schulband zu Wort und können ihr Programm spielen. Hier liegt der Schwerpunkt mehr auf den jüngeren Ensembles, Oberstufenchor und -orchester sind meist gar nicht vertreten. 

Alle zwei Jahre versetzt ein musikalisches Großereignis die Musikfachschaft und alle Mitwirkenden in eine temporäre Parallelwelt, da zeitgleich zu Unterricht und jeglichen schulinternen Verpflichtungen ein Musical auf die Beine gestellt wird. Hier wirken Musikensembles, Kunst- und Deutschkurse der Jahrgänge 9 bis 12 mit und erschaffen ein mitreißendes Gesamtkunstwerk, das in, meist acht, Vorstellungen einem breiten Publikum präsentiert wird. Seit über 25 Jahren wird dieser künstlerische Kraftakt umgesetzt und jedes Musical sorgt auf seine eigene Weise für Begeisterung beim Publikum. Besonders das musikalische und schauspielerische Wirken der Solist:innen sticht hervor und zeigt zudem einmal mehr, welche unglaublichen Leistungen die Schüler:innen erbringen, um das Projekt auf die Beine zu stellen. Auch dem großen Engagement der Lehrkräfte und den Kooperation mit professionellen Regisseur:innen ist es zu verdanken, dass die ausgewählten Musicals auf den Handlungsspielraum unserer Schule zugeschnitten sind und andererseits Freiheiten für die Gestaltung durch die Mitwirkenden lassen. Zudem wird auch das Bühnenbild von Kunstkursen erschaffen, weitere Kurse erstellen oftmals eine Begleitausstellung, die beispielsweise den historischen Kontext erläutert und einige Freiwillige sorgen von technischer Seite für passende Licht- und Tonausstattung und einen reibungslosen Verlauf. Somit ist das Großprojekt fachübergreifend gestaltet und gibt jedem und jeder (aus den jeweiligen Jahrgangsstufen) die Möglichkeit sich einzubringen und Erfahrungen zu sammeln.

Sowohl um für das Musical zu Proben, als auch für die Vorbereitung auf das Weihnachtskonzert, findet jährlich eine Probenfahrt nach Noer statt, wo alle Beteiligten Musiker:innen eine Woche lang auf Schloss Noer üben und proben. Diese Zeit wird vor allem genutzt, um die gelernten Stücken noch mehr zu üben und ensembleübergreifende Projekte zusammenzusetzen. Das gemeinsame Arbeiten stärkt die Gemeinschaft und ist jedesmal eine ganz besondere Erfahrung für alle Musikschaffenden. 

Weitere kleinere Veranstaltungen begleiten den Schulalltag über das Jahr hinweg. So werden die neuen 5. Klässler*innen traditionell zu Schuljahresbeginn vom Unterstufenchor bzw. -orchester musikalisch begrüßt und auch beim Lesewettbewerb des sechsten Jahrgangs sorgen kleinere Ensembles für musikalische Begleitung. Ein besonderes Ereignis erlebten die letzten beiden angehenden Musik-LKs während ihrer Methodentage in Hamburg. Dort konnten beide Kurse jeweils bei einer Probe in der Elbphilharmonie zuhören und so einen ganz anderen Einblick in das Konzertgeschehen erlangen.

Neben den überwiegend schulinternen Veranstaltungen gibt es auch zahlreiche Kooperationen zum Beispiel mit dem Bremer Barockorchester, der Glocke, Nina Arena vom Stadttheater Bremerhaven (bei den Musicals) und dem Jazz-Pianisten Melvin Peters aus Südafrika. Einmalig gab es 2015 zudem ein musikalisches Austauschprogramm mit einer Schule in Indonesien und 2018 ein Konzert von Schüler:innen aus Dänemark. 2023 wurde im Rahmen des Schüler:innenmusikabends ein Benefizkonzert zugunsten der Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien veranstaltet, welches zu Spendeneinnahmen von 1.087 an „Aktion Deutschland Hilft“ führten.

So trägt das gemeinsame musikalische Schaffen viel zu einer guten Schulgemeinschaft bei und das Interesse an einem guten Zusammenleben geht über die Grenzen des Schulalltags hinaus. Die vielen unterschiedlichen Projekte bieten jedem und jeder einen Raum sich auszuprobieren und zu entfalten. Engagierte Lehrkräfte und Schüler:innen unterstützen und sorgen dafür, dass alles reibungslos verläuft und auch große, komplexe Projekte umgesetzt werden können. Dies wird auch durch die zahlreichen Kooperationen und musikalischen Exkursionen überhaupt ermöglicht und gefördert.