Bevor Herr Einhaus zu uns an die Schule kam, arbeitete er bereits drei Jahre lang in der Oberschule an der Kurt-Schumacher-Allee. Ostern 2020 wechselte er dann seinen Regierungssitz und leitet seitdem, allen bekannt als Prinz William, die Oberstufe des Kippenberg-Gymnasiums. Bei einer Audienz in seinem Büro haben wir ihn einigen kritischen Fragen unterworfen.

Redaktion: Was gefällt Ihnen am meisten an Ihrer Rolle als Oberstufenleitung?

Das ist eine schwierige Frage! Es sind vor allem zwei Dinge: Das eine ist, dass ich auch viel Kontakt zu den Schüler:innen habe, die ich nicht unterrichte. Ich kenne fast alle Oberstufenschüler:innen. Das finde ich sehr schön. Und was ich auch wirklich mag, ist dieses ganze Listen führen. Planen und Kurse bilden macht mir auch echt Spaß.

Was ein bisschen kurz kommt, ist die Schulentwicklung. Da bin ich zur Zeit nicht so richtig involviert und würde mir für die Zukunft noch etwas mehr wünschen.

Dr. Erik Einhaus

Was genau heißt das?

Naja, so eine Schule ist ja ständig Veränderungen unterworfen. Zum Beispiel bei den Projektarbeiten. Die können wir eigentlich nicht so weitermachen wie bisher, weil es durch ChatGPT ziemlich unnütz geworden ist, die Schüler:innen eine Projektarbeit schreiben zu lassen. Ein kleiner Bereich der Schulentwicklung wäre also die Frage: Wie gehen wir damit um, was verändern wir?

Größere Bereiche könnten sein: Ist die Struktur der Profile, der Leistungskurse, eigentlich sinnvoll wie sie ist? Ist das noch zeitgemäß und ist es das, was Schüler:innen sich vorstellen?

Oder auch ganz groß gedacht: Wir sind gerade dabei, gemeinsam mit anderen Oberstufen, zu vergleichen und zu überlegen, wie viele Klausuren insgesamt sinnvollerweise geschrieben werden. Es gibt in Deutschland große Unterschiede wie viele Klausuren – gerade in der Q2 – geschrieben werden. Das variiert tatsächlich zwischen sechs Klausuren in einigen Bundesländern und 22 in anderen. Bremen liegt etwa in der Mitte. Das sind Tätigkeiten, die ich echt spannend finde, für die ich aber aktuell durch diese ganze Planung, wie zum Beispiel das Organisieren der Nachschreibeklausuren, leider wenig Zeit habe, obwohl ich gerne noch mehr machen würde.

Von den Arbeiten, die Sie machen müssen, was nervt Sie da am meisten?

Zum einen stört mich das mit den Nachschreibeklausuren, das ist eine Never-Ending-Story. In letzter Zeit nimmt die Zahl der Nachschreiber:innen gerade in der Mittelstufe deutlich zu, was für alle einen Mehraufwand bedeutet. Und zum anderen finde ich es schwierig, immer wieder Schüler:innen sowie Eltern erklären zu müssen, warum manche Kombinationen von Fächern beispielsweise nicht möglich sind. Dass es einfach nicht möglich ist, zwei Kurse gleichzeitig zu besuchen.

Und zur Zeit nervt mich der viele Vandalismus an der Schule. Das betrifft aber die Arbeit in der ganzen Schulleitung. Das Miteinander ist nicht mehr so, wie wir uns das wünschen würden. Auch, was zum Beispiel die Smartphone-Nutzung angeht – da sind einige Schüler:innen sehr dreist. Das sind alles Dinge, die viel spontane Zeit in Anspruch nehmen, die man nicht immer hat.

Zum Werdegang

Wo sind Sie damals zur Schule gegangen?

Ich komme aus Bremen und war bis zum Abitur am Alten Gymnasium. In Findorff bin ich zu Grundschule gegangen.

Sind Sie immer in Bremen geblieben?

Ja, ich habe in Bremen studiert, hier auch promoviert und war nie richtig weg. Ich hätte mich das damals nicht getraut. Ich habe immer wieder überlegt, wann ich während der Schulzeit hätte weggehen können. Ich finde es total beeindruckend, wenn Schüler:innen ins Ausland gehen. Auch zum Studieren woanders hinzugehen, hat bei mir nicht funktioniert. Auch da war ich gefühlt noch zu sehr an Bremen gebunden. Später wollte mein Frau nicht weg und wir sind hier geblieben.

Wenn Sie an Ihre Schulzeit denken, was kommt Ihnen da als Erstes in den Kopf?

Ich fand das ganz schön da! Die Klasse war nett, die Freunde waren nett und ich bin echt gerne zur Schule gegangen.

Waren Sie damals gut in der Schule und in welchen Fächern waren Sie besser oder schlechter?

Ich war zum Teil sehr gut und zum Teil nicht so gut. Bis zur fünften Klasse war ich in allen Fächern sehr gut, dann habe ich eine Brille und eine Zahnspange bekommen und mein Selbstbewusstsein so “blöäh”. Ich habe mich überhaupt nicht mehr getraut, mich in Englisch und Deutsch zu melden. Da sind meine mündlichen Leistungen mega schlecht geworden und dann war ich in allen sprachlichen und gesellschaftlichen Fächern nicht mehr so gut. Aber in Mathe und in den Naturwissenschaften war ich gut.

In der Oberstufe hatte ich Mathe dann als Leistungskurs, da war ich auch gut drin. In Physik war ich so mittelmäßig gut und in den Gesellschaftswissenschaften war ich eher nicht so gut. Englisch habe ich abgewählt… mit drei Punkten. Ich hatte dafür Latein. Französisch hatte ich auch in der neunten und zehnten Klasse als dritte Fremdsprache. Das war ganz, ganz, ganz grausam. Beim Hörverstehen im Französischabitur, das ich dieses Jahr mit beaufsichtigt habe, habe ich auch nichts verstanden. Wirklich nichts. Ich habe mir sagen lassen, dass das ganz okay war, aber ich habe kein Wort verstanden und das ist schon echt traurig nach zwei Schuljahren Französisch. Ich hatte 1993 Französisch und wir mussten jedes Mal diese komplizierte Jahreszahl sagen, das war schlimm. Das kann ich heute auch nicht mehr.

Was war als Kind Ihr Traumberuf? Wollten Sie schon immer Lehrer werden?

Ich wollte Busfahrer werden. Ich fand das total schön mit so kleinen Bussen rumzuspielen. Also mit Spielzeugbussen natürlich. Aber dann später, als ich in der Mittelstufe war, fand ich es wirklich schön in der Schule. Ich habe ich mich gefragt: “Was gefällt mir eigentlich? Was kann ich eigentlich?”. Und da habe ich festgestellt, dass ich es ganz schön finden würde, später Lehrer zu werden.

Herr Dr. Erik Einhaus, Oberstufenleitung

Was wir schon immer mal wissen wollten

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Korrigieren.

Ist das für Sie Freizeit?

Das habe ich mich gerade auch gefragt. Eigentlich müsste ich auf die Frage antworten “Zurzeit ist es mit Freizeit echt schlimm.” Die Hauptfreizeit – in euerer Generation spricht man ja von “Me Time” – das ist wenn ich im Auto sitze und mein Hörbuch höre. Wenn ich die Schwachhauser Heerstraße runterfahre, da kann das Auto fast schon allein fahren und das ist so die Freizeit. Ich liebe Hörbücher. Ich höre auch Hörbücher beim Einschlafen, beim Fahrradfahren. Ansonsten korrigiere ich beim Frühstück, beim Abendbrot, beim Let’s Dance gucken. Das ist echt traurig eigentlich…. Ansonsten spiele ich seit Corona wieder ganz gerne Tennis, oder ich gehe in Rücken-Kurse im Fitnesstudio. Das ist echt gut in meinem Alter. Dass man sich einfach ein bisschen fit hält, was zur Zeit leider zu kurz kommt.

Was darf in Ihrem Büro auf keinen Fall fehlen?

Ein schneller Computer.

Haben Sie den?

Nein [lacht]. Ganz wichtig sind ansonsten auch Rumkugeln für die gute Laune [verweist auf die Tüte Rumkugeln auf dem Tisch].

Warum tragen Sie häufig Weihnachtssocken und wie sehen Ihre Lieblingssocken aus?

Ich muss sagen, zum einen ist es in Bremen, und gerade auch in diesem Raum, oft so kalt, dass ich kalte Füße kriege, in meinem Nord-Büro. Deswegen habe ich immer gerne dicke Socken an. Und ich mag diese Weihnachtssocken einfach sehr, sehr, sehr gerne. Meine Lieblingssocken sind tatsächlich so rot-grüne mit Streifen. Die sind auch ganz flauschig. Die habe ich auch schonmal angehabt, vielleicht kennt ihr die ja. Mittlerweile hat mir Frau Bernet auch Informatik-Socken geschenkt, die ich dann immer versuche, Montags zum ITG-Unterricht anzuziehen. Ich habe auch welche für die seriösen Anlässe. Beim Abiball ziehe ich zum Beispiel ganz schwarze Socken an. Ich habe auch viele der bunten Socken von Anderen bekommen. Wenn so eine Vorliebe erstmal bekannt ist, bekommt man einfach auch viele geschenkt.

Was ist falsch an dem Satz “Ruhe jetzt! Ich kann nicht hören wer sich meldet!”? (Zitat Herr Einhaus)

[Lacht] Da ist nichts dran falsch, das muss so sein!

Gibt es den Hügel in Ihrem Garten wirklich? (In einer Klausuraufgabe des Mathe LK sollten in einer Kontextaufgabe Berechnungen auf Grundlage eines Hügels in Herr Einhaus Garten ausgeführt werden)

Ja, den gibt es wirklich! Ich hab ja so ein gespaltenes Verhältnis zu so Sachkontexten, die völlig bescheuert sind. Zum Beispiel der Prisma-Anbau mit dem Drachenviereck als Grundfläche (Anm. d. Red.: Aufgabe aus dem GK Abitur Mathe 2023).

Bitte Vervollständigen!

Das Kippenberg-Gymnasium ist für mich…

… mein zweites Zuhause. Das ist schon positiv gemeint. Also ich bin ja mehr hier als Zuhause und ich fühle mich hier tatsächlich auch sehr wohl.

Montag Morgen…

… setze ich mich ins Auto, fahre zur Schule und hoffe, dass keine Katastrophen schon vor dem Unterricht passieren.

Wenn ich durch die Schule gehe…

… bin ich wirklich immer wieder überrascht, wie viele Menschen hier sind. Ich finde, dass es hier viel zu viele Menschen auf viel zu engem Raum gibt. Da fällt einem nicht mal auf wie mitgenommen manche Bereiche aussehen, weil überall Menschen sind. Wenn es aber leer ist, dann denke ich, gerade so im äußeren Bereich, das hat echt Potenzial. Das ist wirklich ein wunderschönes Schulgelände, das leider über einen viel zu langen Zeitraum einfach sich selbst überlassen wurde. Wenn man das wieder ein bisschen aufhübschen und schön machen würde, dann wäre das wirklich ein tolles Schulgelände. Viel schöner als andere Schulen. Die einzelnen Häuser, das ist schon wirklich gut gemacht hier und auch gut durchdacht.

Die Mittagspause…

… ist eine der Hauptanlaufzeiten von Kolleg:innen und Schüler:innen, so dass das eine der Hauptarbeitszeiten von mir ist. Nach der Mittagspause gehe ich gerne zu Papageno.

Das haben wir uns schon immer gefragt

Warum ist es eigentlich nachts kälter als draußen?

Das ist doch völlig klar: Weil es nachts dunkel ist!

Ordnen Sie die folgenden Farben nach ihrer Größe: Salbeigrün, Senfgelb, Altrosa, Stahlblau, Bordeauxrot, Beige.

Das finde ich einfach. [Etwas Zeit vergeht] Mhh, dieses Grün dazwischen, das hat eine andere Dimension. Das ist in einer anderen Dimension groß, das kann man nicht vergleichen.

Altrosa ist die größte Farbe. Dann kommt Bordeauxrot, Stahlblau, Salbeigrün, Senfgelb und Beige.

Nach welchem Tier fühlen Sie sich meistens?

Ohh… ich schwanke da zwischen Bär und Delfin. Aber ich mag kein Wasser, damit ist der Delfin wieder raus. Ich nehme mal Bär, die sind eher so ein bisschen tapsig.

Was ist der Unterschied zwischen Gelb und Ocker?

Ich könnte jetzt sagen, dass es physikalisch die Wellenlänge ist, aber das ist zu langweilig. Man muss aber sagen Gelb ist schön, ocker ist hässlich.

Aber mit Gelb kann man auch ziemlich viel falsch machen.

Ja, aber bei Ocker kannst du nichts richtig machen…

Wie kann man Sie am besten vom Unterricht ablenken?

Früher haben Schüler:innen das versucht, indem sie über Werder oder die Simpsons gesprochen haben. Das klappte früher immer ganz gut. Heutzutage – ich weiß es nicht. Ich habe das Gefühl ich bin gegen relativ vieles immun, was das angeht. Also wenn man einfach Scheiße baut, dann rege ich mich darüber auf. Mit Kuchen kann man mich natürlich auch ablenken. Generell geht das vielleicht am Anfang der Stunde am besten.

Was war bisher der lustigste oder schönste Moment in Ihrer Zeit als Lehrer?

Oh Gott! Das ist aber schwierig, das kann ich gar nicht so sagen… So Kursfahrten sind immer schön. Borkum war wirklich eine wunderschöne Fahrt, das hat sehr viel Spaß gemacht. Aber es gibt auch manchmal so Unterrichtsstunden, wo ich rausgehe und denke “Das ist jetzt geil gelaufen”.