Der durchschnittliche Mensch in Deutschland verzehrte 2021 etwa 55 bis 60 Kilogramm Fleisch. Das ist doppelt so viel, wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) für Erwachsene empfiehlt. Mehr Fleisch, als die Erde verträgt und deutlich größere Fleischmengen, als für unseren Körper gut ist. Dennoch erwartet die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) einen globalen Anstieg auf 455 Millionen Tonnen jährlich bis 2050. Um es in Vergleich zu setzen, 2019 waren es fast 330 Millionen Tonnen. Welche Folgen trägt dies also für unsere Gemeinschaft und das Leben auf der Erde mit sich?

Tierhaltung

98 Prozent des heute in Deutschland verzehrten Fleisches stammen aus der Massentierhaltung. Dementsprechend führen fast alle zwölf Millionen Rinder, 27 Millionen Schweine und 114 Millionen Hühner, die bei uns Jahr für Jahr gehalten werden, ein kurzes, wenig artgerechtes Dasein. Beengte Haltungssysteme, Stress, hohe Besatzdichten und Krankheitsanfälligkeit sind oft einige der Hauptprobleme für die Tiere.

Ein großer Teil des Fleisches stammt aus Massentierhaltungen, in denen Tausende von Tieren gehalten werden. Da sie auf größtmögliche Effizienz ausgerichtet sind, nehmen sie wenig Rücksicht auf Dinge wie Lebensqualität.
Um die Produktionskosten in solchen Fabriken so niedrig wie möglich zu halten, dominieren heute moderne Haltungssysteme, die auf eingestreute Liege- und Laufflächen weitgehend verzichten. Die Tiere werden auf engstem Raum und in einer reizarmen Umgebung mit wenig Tageslicht gehalten. In solchen Haltungssystemen sind die Tiere in ihrer Bewegungsfreiheit erheblich eingeschränkt. Aufgrund der Enge und der trostlosen Umgebung sind sie nicht in der Lage, viele ihrer artspezifischen Verhaltensweisen wie Bewegung, Ruhe, Nahrungssuche, Erkundung oder Sozialverhalten auszuüben. Das erzwungene Nicht-Verhalten führt zu Stress und Frustration. Dies äußert sich häufig in Aggression, Ängstlichkeit und Kannibalismus. Deshalb werden Ferkeln die Ringelschwänze kupiert und die Zähne gekürzt, Legehennen und Puten werden die Schnabelspitzen abgeschnitten oder Rindern werden die Hörner entfernt und das unter geringer oder gar keiner Betäubung. Nicht zuletzt wirken sich ungeeignete Haltungssysteme und hohe Besatzdichten negativ auf die Gesundheit aus und auch der Infektionsdruck (also die Gefahr des Auftretens einer Infektionskrankheit in Abhängigkeit der Erregerzahl) und die Krankheitsanfälligkeit der Tiere steigen.

In den letzten Jahrzehnten ist die Zahl der Nutztiere pro Betrieb gestiegen, insbesondere in der Geflügelhaltung. Heute sind Bestände von 100.000 Legehennen, Zehntausenden von Masthähnchen oder Puten pro Betrieb eher die Regel als die Ausnahme. Neben der Zunahme der Betriebsgröße ist auch ein Rückgang der Zahl der Betriebe zu verzeichnen, was mit dem hohen wirtschaftlichen Druck zusammenhängt. Die Landwirtschaft wird zunehmend industrialisiert, und wo 1949 die Landwirte rechnerisch etwa zehn Menschen ernährten, sind es heute mehr als 130.

Umwelt und Klima

Klimawandel, immenser Ressourcenverbrauch und Verlust der Artenvielfalt. Die Fleischproduktion hat große Auswirkungen auf die Umwelt, denn sie ist eine der Hauptursachen für die Abholzung der Regenwälder und den Klimawandel.

Zum einen beansprucht die Fleischerzeugung viel Land: riesige Flächen artenreicher Wälder werden gerodet, um Platz für Weideland oder Futterpflanzen, wie Mais oder Sojabohnen zu schaffen. Im Amazonasgebiet ist ein Großteil der oft illegalen Regenwaldzerstörung darauf zurückzuführen, dass Weideflächen geschaffen oder Monokulturen für Tierfutter angebaut werden. Nach Angaben des Umweltprogramms der Vereinten Nationen beansprucht die Viehzucht heute 78% der landwirtschaftlichen Nutzfläche der Welt. Das sind 26% der gesamten Landfläche der Erde.

Landwirtschaft – weltweit und auch in Deutschland – ist eine der Hauptursachen für die vom Menschen verursachte globale Erwärmung. Sie ist für den Großteil der Emissionen der Treibhausgase Lachgas und Methan verantwortlich. Methan wird von Wiederkäuern wie Rindern in ihren Mägen produziert und ist rund 25-mal klimaschädlicher als Kohlenstoffdioxid. Die Landwirtschaft trägt auch durch sogenannte Landnutzungsänderungen (Entwaldung, Grünlandumwandlung, Torfnutzung) erheblich zum Treibhauseffekt und damit zur globalen Erwärmung bei. Eine Landnutzungsänderung bezeichnet grundsätzlich den Vorgang der Umnutzung einer Fläche. Denn um genügend Futter für die Viehbestände zu produzieren, werden immer mehr Wälder in Weiden und Weiden in Ackerland umgewandelt. Dabei wird das im Boden gespeicherte Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre freigesetzt.

Damit einhergehend beschleunigt die Fleischproduktion das Aussterben von Arten. Durch die Abholzung des Regenwaldes verschwinden zahlreiche Tier- und Pflanzenarten für immer von unserem Planeten. 80 Prozent der terrestrischen Arten (Landlebewesen) leben in Wäldern und laut dem Bericht von Global Forest Watch erlebt die Welt derzeit das sechste große Massensterben von Arten, das hauptsächlich auf die Landwirtschaft zurückzuführen ist.

Außerdem werden für die Fleischproduktion große Mengen an Wasser und Energie aufgewendet, um Futterpflanzen zu bewässern und Transportketten zu erhalten. So werden beispielsweise für die Produktion von einem Kilogramm Schweinefleisch etwa 10.000 Liter Wasser benötigt, für Rindfleisch sogar 15.000 Liter. Auf die Fleisch- und Milchproduktion entfallen 27% des weltweiten Süßwasserverbrauchs.

Gesundheit des Menschen

Fleisch versorgt uns mit Fetten, Kohlenhydraten und Proteinen. Dies sind alles Nährstoffe, die wir benötigen um Energie zu gewinnen und Materialien für den Aufbau unserer Zellen zu erhalten. Es enthält alle essenziellen Aminosäuren, die unser Körper braucht und viele Mineralien wie Eisen, Zink und essenzielle Vitamine, von denen einige kaum in Pflanzen vorkommen, wie Vitamin B12. Nur ein wichtiger Nährstoff fehlt in dem meisten Fleisch, das wir verzehren: Vitamin C. Es kommt fast in allen Pflanzen vor und unterstützt unser Immunsystem sowie die Entwicklung des Bindegewebes.

Fleisch hat aber noch einen weiteren großen Vorteil, nämlich die hohe Bioverfügbarkeit. Einige der Nährstoffe in Fleisch werden schneller aufgespalten und sind schneller verfügbar als die aus Pflanzen. Spinat zum Beispiel enthält mehr Eisen als Fleisch, aber es wird viel langsamer aufgenommen und der Körper braucht mehr Energie, um es zu verdauen. Fleisch an sich ist also definitiv nicht gefährlich für uns. Aber seine gesundheitlichen Auswirkungen sind unterschiedlich, je nachdem, wie es zubereitet wird, von welchem Tier es stammt und in welchen Mengen wir es konsumieren.

Hühnerfleisch gilt als das Fleisch mit den wenigsten Gesundheitsrisiken. Die einzige negative Auswirkung von Geflügelfleisch auf die Gesundheit ist etwas umstritten: Fett. Der hohe Gehalt an gesättigten Fetten in Geflügelfleisch wird mit einem höheren Cholesterinspiegel und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. Diese Theorie wurde jedoch auch von zahlreichen Wissenschaftlern kritisiert, die argumentieren, dass ein hoher Cholesterinspiegel möglicherweise vererbt und nicht durch die Ernährung verursacht wird.
Problematisch wird es bei einer hohen Zufuhr von rotem Fleisch wie Rind, Kalb, Schwein, Lamm, Pferd und Ziege oder auch stark verarbeiteten Fleisch. Eine kürzlich veröffentlichte Studie empfiehlt beispielsweise maximal 23 Gramm rotes Fleisch pro Tag, was einem kleinen Steak pro Woche entspricht. Groß angelegte Meta-Analysen haben jedoch gezeigt, dass der Verzehr von 100 Gramm rotem Fleisch pro Tag das relative Risiko für Diabetes um 19%, für Schlaganfälle um 11% und für Darmkrebs um 17% erhöht.

Die meisten öffentlichen Institutionen empfehlen, den Fleischkonsum auf 500 Gramm pro Woche zu beschränken, während viele Studien empfehlen, verarbeitetes Fleisch so weit wie möglich zu reduzieren. Wenn man also nicht mehr als ein- oder zweimal pro Woche Fleisch isst, sollte das kein Problem sein. Für die meisten Menschen bedeutet dies aber bereits eine drastische Umstellung ihrer Ernährung. Der durchschnittliche Bürger der Vereinigten Staaten verzehrt fast 1600 Gramm Fleisch pro Woche. Der durchschnittliche Mensch in Deutschland dagegen 1100 Gramm pro Woche.

Fazit

Alles in allem ist Fleisch in Maßen nicht ungesund und man muss nicht von heute auf morgen Vegetarier werden, um einen Einfluss auf seine Gesundheit und den Planeten zu haben. Aber die Wahl des Lebensstils ist wichtig. Für uns selbst und für andere. Abgesehen von gesundheitlichen Bedenken gibt es noch die Tatsache, dass die Fleischindustrie einer der größten Verursacher des Klimawandels ist und ein Ausmaß erreicht hat, bei dem es unmöglich ist, Millionen von Tonnen Fleisch zu liefern und dabei die Tiere noch würdevoll und artgerecht zu behandeln.

Es liegt an jedem Einzelnen, wie er diese Informationen verarbeitet und ob er etwas ändern oder dies zumindest in Erwägung ziehen wird. Schließlich kann jeder von uns durch sein Handeln die Welt Schritt für Schritt verbessern.