Einmal über den Atlantischen Ozean fliegen und schon bist du da, im zweitgrößten Land der Welt. Da können einige Unterschiede zu Deutschland entdeckt werden. Schon die Sprache, die Währung und die Steckdosen sind anders. Generell gibt es in Kanada viele weite Flächen und mehr Natur, da, gerade in den nördlichen Regionen, die Bevölkerungsdichte sehr gering ist. In der Natur leben natürlich auch viele Tiere und es kann sein, dass du in Kanada einem Bären, Elch, Puma oder anderem wilden Tier über den Weg läufst. Aber kleinere Unterschiede können ebenfalls entdeckt werden, beispielsweise sind die meisten Bettdecken anders und in vielen Schlafzimmern befinden sich Deckenventilatoren. Auch eine kalte Dusche ist möglich, wenn du noch nicht mit deren Funktionsweise vertraut bist und nicht weißt, wie diese warmgestellt werden können.

Aber mit Kälte haben die meisten Kanadier keine Probleme, so kann es zum Beispiel sein, dass dir bei 5 Grad (oder sogar noch kälter) Menschen in kurzen Hosen und T-Shirt begegnen. Aber nicht nur das, viele gehen auch in Jogginghosen oder Sportkleidung und Badelatschen zur Schule. Das sieht hier niemand so eng, generell sind die meisten sehr entspannt und auch sehr spontan. Solltest du mal für ein Auslandsjahr nach Kanada in eine Gastfamilie gehen, ist es möglich, dass sie dich fragen ob du in fünf Minuten mit ihnen etwas unternehmen möchtest, wie etwa wandern – und das sogar wenn es gerade wie aus Kübeln schüttet.

Die meisten Lehrer sind ebenfalls entspannter, solange du alle deine Aufgaben rechtzeitig abgibst und nicht störst kannst du bei den meisten machen was du möchtest. (Zum Beispiel Musik hören (natürlich mit Kopfhörern), mit Freunden schreiben, generell dein Smartphone benutzen,…) Auch wenn du mal 10 oder 15 Minuten später in den Unterricht kommst, weil du dir vielleicht noch einen Kaffee besorgt hast, passiert (bei den allermeisten Lehrern) nichts. Aber das könnte auch am Bewertungssystem liegen. Es gibt zum Beispiel keine mündliche Noten, dafür aber mehr kleine Tests zwischendurch. Generell wird mehr abgegeben und bewertet, aber wenn etwas davon mal nicht so gut ist, fällt das im Endergebnis gar nicht auf. Allerdings gibt es genauso äquivalente zu unseren Klassenarbeiten/Klausuren, größere Tests über mehrere Themen, die in der Bewertung schwerer gewichtet sind. Für diese gibt es meistens reichlich Zeit und meiner Meinung nach sind sie nicht super schwer.

An den meisten Schulen in Kanada ist es normalerweise üblich, dass für ein halbes Jahr lang jeden Tag die gleichen vier Fächer unterrichtet werden. Aufgrund von Covid-19 ist alles zur Zeit ein bisschen anders. Momentan haben die Schüler*innen an meiner Schule (GW Graham Secondary School) nur ein Fach für ca. fünf Wochen, dafür aber jeden Tag von 8:20 bis 13:59. Nach den fünf Wochen, auch “Octet” genannt, wechselt das Fach. So werden die Kontakte minimiert, außerdem gilt überall eine Maskenpflicht, lüften ist hier aber nicht üblich. Andere Schulen unterrichten zwei Fächer pro Tag, andere wiederum die Hälfte davon online, wie man sieht mischt Corona nicht nur deutsche Schulen auf.

In Deutschland kommen die meisten Schüler mit dem Fahrrad, dem Bus, der Bahn oder zu Fuß zur Schule. In Kanada fahren die meisten mit den gelben Schulbussen. Aber ist das wirklich so cool wie das in all den High-School Filmen/Serien aussieht? Einerseits ja, es ist zumindest für Austauschschüler eine super Erfahrung. Andererseits gibt es auch einfach keine Alternative. Wenn du den Bus verpasst, musst du einen anderen Weg finden, wie du zur Schule kommst (zum Beispiel jemand aus deiner Familie, der dich hinbringen kann). Nach der Schule fahren die meisten Busse erst 40-60 Minuten nach Schulschluss, das heißt da muss die Zeit irgendwie überbrückt werden. Außerdem fahren viele Busse Umwege, um möglichst viele Schüler*innen abzusetzen oder mitzunehmen. So kann es sein, dass du doppelt solange mit dem Bus fährst, wie du mit dem Auto bräuchtest.

Unpraktisch ist es auch, wenn du in einem Club bist oder bei Aktivitäten außerhalb des normalen Stundenplans teilnimmst. Nachmittagsaktivitäten enden meistens nicht früh genug um den Bus noch zu bekommen und Aktivitäten vor Schulbeginn, beispielsweise Basketball oder verschiedene Musikbands, starten zu früh um sie mit dem Bus zu erreichen. Aber das ist häufig kein Problem, da viele Gasteltern dich in den allermeisten Fällen überall hinfahren können. Einfach nachfragen, das ist in Kanada super normal und Auto wird ohnehin viel und auch gerne gefahren.

Ein Grund dafür, dass es super normal ist irgendwo mit dem Auto hingebracht zu werden, ist wahrscheinlich, dass die öffentlichen Verkehrsmittel in Kanada nicht so ausgeprägt sind, wie in Deutschland. Der Bus kommt, wenn es einen gibt, vielleicht einmal pro Stunde. Das hängt aber davon ab, wie groß der Ort/die Stadt ist. Viele fahren stattdessen Auto oder lassen sich bringen, da es häufig die einfachste (und oft auch einzige) Möglichkeit ist. Außerdem fällt auf, dass in Kanada viel mehr Trucks und Jeeps, also größere und langsamere Autos gefahren werden, als in Deutschland, da allerdings nirgendwo schneller als 120 km/h gefahren werden darf stört das nicht.

Kanadier dürfen schon mit 16 Jahren anfangen ihren Führerschein zu machen und insgesamt ist das Erwerben eines Führerscheins günstiger als in Deutschland. Die Altersgrenze um Alkohol zu trinken liegt dafür etwas höher. Offiziell kann Alkohol erst mit 19 Jahren erworben und getrunken werden (außer in den Regionen Alberta, Manitoba und Québec, dort ist es ab dem Alter von 18 Jahren erlaubt). Das gleiche gilt für die Droge Cannabis. Mit 19 Jahren ist es in Kanada legal in der Öffentlichkeit bis zu 20g mit sich führen.

Nicht nur in Kanada, in jedem Land, in jeder Region gibt es Unterschiede, die entdeckt werden können. Und ich denke, genau diese Unterschiede sind das, was Reisen so spannend macht. Das Entdecken von neuen/anderen, spannenden Dingen, die du nicht gewohnt bist und die nicht zu deinem alltäglichen Leben gehören.